Louise feiert die wilden Zwanziger und sich selbst

2014_03_zwanziger-jahre-abend„Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“, singt Lea Viereck lasziv und nimmt den Weg von der Bühne zum Flügel. Auf den setzt sie sich unter den begeisterten Blicken des Publikums.
Der Zwanzigerjahre-Abend, den die zwölften Klassen des Louise-Henriette-Gymnasium am Wochenende auf die Bühne brachten, hatte viele Höhepunkte zu bieten. Jedes Jahr wird von den Schulabgängern ein Konzert organisiert. In diesem Jahr entstand es im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft „LHG für Toleranz“ und wurde in der Projektwoche erdacht und in den ersten Zügen umgesetzt.
Es ist ein geheimnisvoller Abend. Ein Hauch der Zwanzigerjahre hat sich schon in das Foyer der Schule geschlichen. Jeder Gast nimmt den Weg in die Aula über den roten Teppich. Marlene Dietrich erklingt im Saal und bringt die passende Stimmung. Die Bühne ist ein Café. An kleinen Tischen sitzen einige Gäste. Der Barmann poliert die Sektkelche. Schnell ist klar, dass der Abend für alle ein Vergnügen werden wird, für die Akteure auf der Bühne, die sich in ihren stilechten Kostümen gefallen und für die Besucher, die sich gern einlassen auf das Goldene Zeitalter in Berlin. Der Saal füllt sich in kurzer Zeit. Viele Gäste finden nur noch einen Stehplatz.
Das Programm beginnt, ein bunter Abend aus Literatur, Gesang und Tanz. Lea Thomes spielt an diesem Abend die Prostituierte. Bei dem Gedicht „Ballgeflüster“ von Erich Kästner verführt sie die Männer auf der Bühne. Frech legt sie die rote Federboa um den Hals des Kellners. „Das macht mir am meisten Spaß, wenn ich den Kellner hinter mir herziehen kann“, verrät sie in der Pause. Die Zwanzigerjahre hätten alle begeistert. Es sei eine facettenreiche Zeit gewesen. „Dieses Jahrzehnt ist faszinierend, weil sie widersprüchlich sind und so gebrochen“, erklärt Lehrerin Juliane Reinert. Die Projektleiterin trägt selbst ein Kleid der „wilden Zeit“ und ein Hütchen auf dem Kopf, an dem ein kleiner Schleier befestigt ist.
Nach der Projektwoche habe es nur vier weitere große Proben für das Konzert gegeben. „Ich bin stolz, dass die Schüler das hinbekommen haben, obwohl sie kurz vor dem Abi sind.“ Unterstützung habe es auch aus den Bereichen Musik, Darstellendes Spiel und Kunst gegeben.
„Die Männer sind alle Verbrecher“ singen einige Schüler nach der Pause. Der Rosenverkäufer, gespielt von Simon Lindner, wird für seinen Auftritt zum Publikumsliebling. Mit seinem Tucholsky-Gedicht „Karrieren“ zeichnet er ein Gesellschaftsbild der Zeit. Die „Comedian Harmonists“ laden zum Mitsingen ein. Charlie Chaplin flimmert über die Leinwand. Dann steht Matthias Sommerer im Dunkeln, nur von einem Scheinwerferspot angestrahlt. Seine ganz eigene Version von dem Stück „Kein Schwein ruft mich an“ werden die Zuschauer so schnell nicht vergessen. Ein schmissiger Charleston, der von allen Darstellern getanzt wird, beendet den Abend.

Quelle: http://www.moz.de/heimat/lokalredaktionen/oranienburg/oranienburg-artikel/dg/0/1/1263375/ (MOZ vom 31.03.2014)

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