
Quelle: privat
Der 25. März 2025 war ein denkwürdiger Tag am Louise-Henriette-Gymnasium. Ein Tag, der Geschichte lebendig machte. Ein Tag, an dem die Vergangenheit plötzlich ganz nah war. Denn an diesem Tag war mit Dr. Ilko-Sascha Kowalczuk einer der führenden Experten für die DDR und den Prozess der deutschen Einheit zu Gast. Seine mitreißende Art zu erzählen, seine tiefgehenden Analysen und seine klaren Worte fesselten die Schülerinnen und Schüler – und lösten eine Flut an Fragen aus.
Dr. Kowalczuk ist Historiker und Publizist und gilt als einer der renommiertesten Forscher zur SED-Diktatur und deren Aufarbeitung. Er arbeitete lange für die Stasi-Unterlagen-Behörde und schrieb zahlreiche Bücher über die friedliche Revolution von 1989, die deutsche Wiedervereinigung und die Herausforderungen, die sich daraus ergaben. Sein Wissen ist beeindruckend – aber noch beeindruckender war, wie er es vermittelte: anschaulich, verständlich und mit einem tiefen Gespür für die Bedeutung der Geschichte für unsere Gegenwart.
Schon nach wenigen Minuten war klar: Dies würde kein trockener Geschichtsvortrag werden. Dr. Kowalczuk nahm die Schülerinnen und Schüler mit auf eine Reise in die Zeit der DDR. Er sprach über den Alltag in der Diktatur, über Repressionen und Überwachung, über den Mut der Menschen, die Widerstand leisteten und über die dramatischen Ereignisse, die schließlich zum Fall der Mauer führten. Immer wieder zog er Parallelen zur heutigen Zeit und machte deutlich, warum das Verständnis für diese Vergangenheit essenziell ist, um die Demokratie zu schützen und zu gestalten.
Die Schülerinnen und Schüler nutzten die Gelegenheit, um zahlreiche Fragen zu stellen. Besonders interessierte sie die Rolle der Stasi: Wie funktionierte das Überwachungssystem? Wie wurde Misstrauen gesät? Auch der Machtapparat der SED und seine Strukturen standen im Fokus: Wer traf eigentlich die Entscheidungen? Gab es überhaupt Möglichkeiten, sich zu widersetzen? Und welche Formen der Opposition gab es? Doch nicht nur die Zeit der DDR sorgte für Diskussionsstoff – auch die Herausforderungen nach der Wiedervereinigung wurden angesprochen: Wie gingen die Menschen im Osten mit den Umbrüchen um? Warum gab es Enttäuschungen und Konflikte? Und was bedeutet das für uns heute?
Eine zentrale Botschaft von Dr. Kowalczuk zog sich wie ein roter Faden durch den Vormittag: „Eine demokratische Gesellschaft lebt vom Widerspruch und vom Aushandeln von Konsens.“ Er betonte, dass Streit nicht nur erlaubt, sondern essenziell für das Funktionieren einer offenen Gesellschaft ist – solange er respektvoll und konstruktiv geführt wird. Eine Botschaft, die gerade in Zeiten von Populismus und wachsender gesellschaftlicher Spannungen aktueller denn je ist.
Ein großer Dank gilt Dr. Kowalczuk für diesen fesselnden und inspirierenden Vortrag. Veranstaltungen wie diese sind für Schülerinnen und Schüler von unschätzbarem Wert. Sie machen Geschichte greifbar, eröffnen neue Perspektiven und zeigen, warum Demokratie keine Selbstverständlichkeit ist, sondern verteidigt und gestaltet werden muss. Denn nur wer die Vergangenheit versteht, kann die Zukunft verantwortungsvoll mitgestalten.