Der 25. März 2025 war ein denkwürdiger Tag am Louise-Henriette-Gymnasium. Ein Tag, der Geschichte lebendig machte. Ein Tag, an dem die Vergangenheit plötzlich ganz nah war. Denn an diesem Tag war mit Dr. Ilko-Sascha Kowalczuk einer der führenden Experten für die DDR und den Prozess der deutschen Einheit zu Gast. Seine mitreißende Art zu erzählen, seine tiefgehenden Analysen und seine klaren Worte fesselten die Schülerinnen und Schüler – und lösten eine Flut an Fragen aus.
Am Donnerstagmorgen verwandelte sich der Filmpalast Oranienburg in einen besonderen Lernort: Zum Auftakt der Schulkinowochen, organisiert von Filmernst, besuchten die Schülerinnen und Schüler des 11. Jahrgangs sowie weitere Klassen eine besondere Vorstellung. Gezeigt wurde der eindrucksvolle Film „In Liebe, eure Hilde“ – ein Film, der nicht nur historische Ereignisse erzählt, sondern auch tief berührt.
Mitten in der aufregenden Wahlzeit, in der Deutschland sich auf die nächste Bundestagswahl vorbereitet, machte sich die Klasse 10-2 des Louise-Henriette-Gymnasiums auf eine Reise ins politische Zentrum des Landes: den Bundestag in Berlin.
Schon beim Betreten des geschichtsträchtigen Gebäudes war die besondere Atmosphäre spürbar. Hier, wo einst Kaiser regierten, die Weimarer Republik begann und die dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte geschrieben wurden, schlägt heute das Herz der Demokratie. Begleitet von einer spannenden Führung erfuhren die Schülerinnen und Schüler zahlreiche Fakten zur Geschichte des Bundestages, von der Grundsteinlegung 1894 bis zum Wiederaufbau nach der Wiedervereinigung.
Schloss Sanssouci, Schloss Cecilienhof, das Holländische Viertel oder auch die St. Nikolaikirche – das sind die Sehenswürdigkeiten, die einem sofort in einfallen, wenn man an die Landeshauptstadt Potsdam denkt. Doch wer einmal die Lindenstraße 54/55 besucht, der steht vor einem eindrucksvollen roten Backsteingebäude und wird wahrscheinlich kaum glauben, dass sich dahinter ein ehemaliges Gefängnis verbirgt.
„Die Geschichte lehrt dauernd, aber sie findet keine Schüler“ behauptete einst Ingeborg Bachmann. Der Geschichts-Wahlpflichtkurs Klasse 9 bewies der Schriftstellerin genau das Gegenteil. Die Schülerinnen und Schüler wollten wissen, wie das Leben ihrer Namenpatronin Louise Henriette aussah, unter welchen Bedingungen sie lebte und was man heute von dieser klugen, stark religiösen sowie gebildeten Frau und ihrer Familie lernen kann. Um diese Fragen zu beantworten, ging es in das Schlossmuseum Oranienburg, das unter anderem den Werdegang der geborenen Prinzessin von Oranien-Nassau eindrucksvoll mit Gemälden, Exponaten sowie wertvollen Teppichen nachzeichnet.
Am Dienstag, dem 20.12.2022 besuchte der LK Geschichte der 12. Klasse die Ausstellung „Roads not taken oder: Es hätte auch anders kommen können“ des Deutschen Historischen Museums in Berlin. Entgegen unserer Erwartungen lag sowohl der quantitative wie auch der qualitative Fokus dieser Ausstellung nicht auf dem What if – Prinzip, also der kontrafaktischen Geschichtsschreibung, sondern auf dem Präsentieren von Fakten und dem Darstellen von Momenten oder Situationen. Die Stalinnote und deren Folgen zum Beispiel wurden über eine große Wand erklärt und am Ende hing ein kleines graues und leicht zu übersehenes Schild mit der Überschrift „Was wäre, wenn…“. Auf diesem Schild wurden dann zwei bis drei mögliche Folgen beschrieben, wäre die Geschichte anders verlaufen. Leider war diese Beschreibung mehr stichpunktartig als beschreibend und sie hielt sich in Relation zu dem anderen Teil der Ausstellung sehr kurz.
Geschichts-Leistungskurs 11 des LHG auf Spurensuche in der Vergangenheit im Deutschen Historischen Museum
Quelle: R. Reinhardt
Was bedeutet es einen Pass zu haben? Was bedeutet einem der Pass und ist dieser ein Zeichen von Identität? Grenzt er aus oder grenzt er ein? Diese und viele weiteren Fragen beleuchtet die Ausstellung „Staatsbürgerschaften. Frankreich, Polen, Deutschland seit 1789“ im Deutschen Historischen Museum, die vom Geschichts-Leistungskurs 11 besucht wurde und die einen Gang durch die Geschichte ermöglichte, um zu zeigen, wie sich nationale Identität in den jeweiligen Staaten seit dem 18. Jahrhundert entwickelte.
Der Historiker und Doktorand des ZZF Potsdam Jakob Saß zu Gast am Louise-Henriette-Gymnasium Oranienburg
Es ist die dunkelste Stunde der deutschen Geschichte, mit der sich Jakob Saß beschäftigt, aber sie ist ein Teil der Geschichte, mit der es sich auseinanderzusetzen gilt, um Lehren zu ziehen und eine demokratische sowie pluralistische Gesellschaft zu gestalten. Die bisherige Forschung fokussierte sich auf die Opfer, die Strukturen und die Propaganda des Nationalsozialismus. Doch wer waren die Täter, die in den Konzentrationslagern die Massenverbrechen anordneten? Wie wurden sie ausgebildet und aus welchem Milieu stammten sie? Um diese Fragen zu klären, ging der Historiker mit dem Geschichts-Wahlpflichtkurs Klasse 9 auf Spurensuche und erklärte gleichzeitig, wie sein Buch über Adolf Haas mit dem Titel „GEWALT, GIER UND GNADE: Der KZ-Kommandant Adolf Haas und sein Weg nach Wewelsburg und Bergen-Belsen“ entstand. Dem erfolglosen Bäcker Adolf Haas bot die SS alles, was er wollte: Karriere, Macht, Wohlstand und Affären. Dafür war er zu allem bereit, auch zum Massenmord. Trotz geringer Bildung stieg Adolf Haas seit 1932 rasch in Himmlers erträumter „Elitetruppe” auf. Gewaltbereitschaft und Gehorsam ebneten ihm den Weg von der ländlichen SS im Westerwald bis zu den Terrorstätten des Nazi- Regimes. Als KZ-Kommandant von Niederhagen/Wewelsburg (1940–1943) und Bergen-Belsen (1943–1944) scherte er sich kaum um Hygiene oder die Versorgung der Häftlinge, umso mehr um seine eigenen Vorteile.
Es war der schönste Fehler des 20. Jahrhunderts als der Sekretär für Informationswesen, Günter Schabowski, am 9. November 1989 mit den Worten: „Nach meiner Kenntnis ist das sofort, unverzüglich“ die Maueröffnung einläutete. Kurze Zeit später, am 3. Oktober 1990, trat die DDR dem Geltungsbereich der Bundesrepublik zu.
Von wegen Geschichte besteht nur aus dem Pauken von Jahreszahlen, Begriffen sowie Namen und ist langweilig. Genau das Gegenteil ist der Fall. Davon überzeugten sich die Schülerinnen und Schüler des Wahlpflichtkurses Geschichte der Klassenstufe 9, als sie gemeinsam kurz nach Schuljahresbeginn mit Herrn Becker im Stadtarchiv Oranienburg auf Spurensuche durch die Katakomben des Oranienburger Schlosskellers gingen, um verdeutlicht bekommen, wie man die Vergangenheit rekonstruieren kann. Keiner hätte es zuvor für möglich gehalten, dass dort heute noch Gerichtsakten existieren, die erzählen, dass es in der Nähe der heutigen Kreisstadt 1789 zu einem Postraub kam und der Mörder vor den Toren Berlins im Beisein von tausenden Schaulustigen durch „Rädern“ hingerichtet wurde. Außerdem konnten die Originalbauakten des Louise-Henriette-Gymnasiums bestaunt werden, die im Archiv gut aufbewahrt werden. Darüber hinaus erwies sich das Archiv als Hüter seltener Schätze, darunter ein Amtsbuch aus dem Jahre 1573 sowie ein Dokument mit der Original Unterschrift von Friedrich des Großen höchstpersönlich, der einst zu Gast in Oranienburg war. Erstaunt hatten einige interessierte Schülerinnen und Schüler, dass auch Klassenbücher in den Aktenschränken lagern. Die Schlussfolgerung ist eindeutig: Jeder bleibt in Erinnerung und jeder hat damit seine eigene (Schul-)Geschichte.