Wie im Märchen von „Aladins Wunderlampe“ fühlen sich die Schülerinnen und Schüler der 3. Klasse der Waldschule Oranienburg, als sie am Morgen des 12.10.2018 auf orientalisch gemusterten Decken zwischen marokkanisch und arabisch anmutenden Laternen Platz nehmen. Sie hören eine besondere Lesung des wunderbaren Kinderbuches „Am Tag, als Saída zu uns kam“, die die Schülerinnen und Schüler der AG „LHG für Toleranz“, Rebekka Ahl, Paula Schelenz, Janica Rühle, Max Rothe, Jelena Scharf und Johannes Harder, für sie vorbereitet haben. Während der Lesung übersetzt unsere syrische Mitschülerin Rand Aboualjadayel immer wieder ausgewählte Worte ins Arabische. Die Veranstaltung ist der Auftakt zu einer ganzen Projektreihe zum Thema „Vielfalt“ unter dem Motto „Weil wir sind wie die Finger einer Hand: jeder verschieden und doch eins“, die die AG für das aktuelle Schuljahr organisiert.
Mit musikalischer und bildlicher Unterstützung bringen die Gymnasiasten den Kindern die Geschichte der kleinen Saída, die aus Marokko nach Deutschland kommt, nahe. Wie im Märchen muss Saída eine Prüfung bestehen – eine völlig fremde Sprache erlernen. Wie im Märchen könnte die Heldin einen Helfer gebrauchen, aber eine Wunderlampe ist nicht in Sicht. Oder doch?
In der Ich-Erzählerin findet Saída eine Verbündete, die ihr von Anfang an mit Zuneigung und Unterstützung zur Seite steht und im Gegenzug für ihre Hilfe Saídas Sprache – Arabisch – erlernen möchte. Beide erkunden gegenseitig voll Vergnügen ihre Sprachen, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Dabei entsteht eine Freundschaft, die von Lebensfreude und Respekt geprägt ist. Am Ende der Geschichte sieht man beide Mädchen gemeinsam auf einem fliegenden Teppich – das Wort „Grenze“ hat für sie seine Bedeutung verloren.
Im Anschluss an die Lesung bringen die Kinder in verschiedenen Workshops ihre Ideen zu der Geschichte ein. So machen sie sich z.B. Gedanken darüber, wie es ihnen an Saídas Stelle wohl gehen würde, was Saída braucht, wenn sie zu uns kommt, was sie selbst tun würden, wenn sie Saída begegnen. Sie erproben eine Verständigung ohne Worte, denken über Freundschaft nach und flechten Freundschaftsarmbänder. Und nicht zuletzt haben sie jede Menge Spaß in einem Workshop, in dem sie deutsche Wörter ihren arabischen Übersetzungen gegenüberstellen und überlegen, welche Assoziationen der Klang der Wörter in ihnen auslöst. So finden sie heraus, dass „Mathe“ auf Arabisch klingt wie eine fremde Musik, „Wind“ wie der Name eines seltenen Vogels und „Aladins Wunderlampe“? Sie klingt wie ein guter Pirat, der einem hilft, wenn man in Schwierigkeiten steckt.
„LHG für Toleranz“
(Bild-Quelle: J. Reinert, 17.10.2018)